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Die Rhone im Pfynwald

Kiesgewinnung im Dienste der Natur

Das Gebiet Pfyn zwischen Siders und Leuk stellt seit jeher eine Besonderheit der Walliser Talebene dar. Es wird geprägt durch den Schwemmkegel des Illbachs, durch die wilde Rhone und durch die bewaldeten, von Weihern durchsetzten Hügel. Als Namensgeber des regionalen Naturparks von nationaler Bedeutung Pfyn-Finges ist es Sinnbild für eine aussergewöhnliche Artenvielfalt und für eines der bedeutendsten Auengebiete der Schweiz.

Die künftige Autobahn A9 wird durch Pfyn über grosse Strecken unterirdisch geführt und damit der Landschaft ihr natürliches Erscheinungsbild wieder zurückgeben. Zum Bau der Autobahn A9 gehören auch Ersatzmassnahmen, die einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten. Den Aspekten Natur und Landschaft auf den übrigen Abschnitten entlang der Rhone wird im Rahmen der 3. Rhonekorrektion, in Ergänzung zum Aspekt der Sicherheit, Rechnung getragen.

Von einer Kiesausbeutung ohne Rücksicht auf die Natur...

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts konnte die Rhone im Pfynwald auf einer Breite von 300 bis 600 Meter frei fliessen. In dieser aktiven, von Überschwemmungen regelmässig umgestalteten Aue gab es eine grosse Vielfalt an Strukturen: einen Fluss mit zahllosen Seitenarmen, feuchten Sand, Kiesinseln, Sumpfgebiete, Auenwälder und trockene Auensteppen. Dies bot bestmögliche Lebensbedingungen für eine Vielzahl von sehr anspruchsvollen Tier- und Pflanzenarten.

Schon 1911 wurde der Rhone in Susten das Wasser für die Stromerzeugung abgegraben. Ab 1946 wurde der Fluss auch im Pfynwald eingedämmt, was zu weitreichenden Veränderungen der natürlichen Lebensräume führte. Die zwischen den Dämmen tosenden Hochwasser liessen keinen Platz mehr für die Entwicklung von Natur. Ausserhalb der Dämme fehlte die Dynamik zur Erneuerung der Pionierstandorte. Zudem nahm die Kiesausbaggerung keine Rücksicht auf vorhandene Naturwerte. All diese Veränderungen haben rasch zum Bestandeszusammenbruch vieler Arten geführt, die auf Pionierbiotope der aktiven Aue angewiesen sind.

... zur Kiesgewinnung im Dienste der Natur

Die Autobahn durch den Pfynwald quert also ein Gebiet, das zwar geschützt, aber nicht intakt ist. Und sie benötigt grosse Ersatzmassnahmen. Nachdem das ganze Ausmass des durch die Eindämmung, Kiesausbaggerung und Wasserentnahme verursachten Artenschwunds in den Achtziger- und Neunzigerjahren erkannt worden ist, tat sich nun plötzlich eine Chance auf: Das Auengebiet sollte mithilfe der Ersatzmassnahme Nr. 1 revitalisiert und die ursprüngliche Biodiversität anhand einer wissenschaftlich fundierten Lenkung der ökonomischen Tätigkeiten wiederhergestellt werden. Ein ambitioniertes Ziel!

Es galt also, Wege zu finden, um die natürliche Dynamik wiederherzustellen, ohne auf die Nutzung der Wasserkraft oder die Entnahme von Kies verzichten zu müssen; im Gegenteil, die Sand- und Kiesproduktion wurde vorübergehend sogar erhöht, damit das aktive Bett abgesenkt und ohne den Bau grosser Dämme ausgeweitet werden konnte. Im neuen Konzept folgt die Kiesgewinnung einem detaillierten Interventionsplan, der jedes Jahr entsprechend der Entwicklung der seltensten Arten und im Einklang mit den Sicherheitserfordernissen angepasst wird. Somit ersetzen heute tatsächlich schwere Baumaschinen die Kraft des umgeleiteten Wassers.

Jeweils im Herbst erstellen die Ingenieure einen Interventionsplan, wo genau über den Winter Kies entnommen werden darf. Innerhalb von 20 Jahren ist es mit dieser Managementmethode gelungen, die Zahl der gefährdeten Arten schrittweise zu erhöhen und sogar Arten zu stärken, deren Bestände in der ganzen Schweiz rückläufig sind. Dies gilt insbesondere für den Flussuferläufer und den Flussregenpfeifer, zwei bedrohte Vögel, deren Anzahl Brutpaare sich in Pfyn mehr als verdoppelt hat.

Dank der wissenschaftlich gelenkten Kiesentnahme ist es gelungen, die Ziele des Aufwertungskonzepts Pfyn zu erreichen; ein Konzept zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt, das paradoxerweise durch den Bau einer Autobahn eingeleitet wurde!

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